Institute for Advanced Simulation (IAS)

Zivile Sicherheitsforschung (IAS-7)

Menschenmassen vor Engpässen an Eingängen aus der Sicht der Physik und der Sozialpsychologie

In einer interdisziplinären Studie wurden physische und sozialpsychologische Effekte auf die Dynamik von Menschenmengen anhand eines Engpassexperiments untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der Dynamik vor dem Engpass lag.

Das Experiment simuliert einen Konzerteingang, der aus einem Eingangstor und einem durch Barrieren gebildeten Korridor besteht. Die untersuchten Parameter sind die Korridorbreite, der Grad der Motivation und das Priming der sozialen Norm des Anstehens. Wir zeigen, dass die Dichte von der Motivation abhängt und mit der Korridorbreite kontinuierlich zunimmt. Der schmalste Korridor wird als fairer, komfortabler und mit weniger unfairem Verhalten bewertet. Drängelndes Verhalten wird als ambivalent empfunden.

Menschenmassen vor Engpässen an Eingängen aus der Sicht der Physik und der Sozialpsychologie

Wenn eine große Menschenmenge mit einem räumlichen Engpass konfrontiert wird, z. B. am Eingang eines Konzerts, kann es zu gefährlichen Situationen kommen, insbesondere bei einer unglücklichen Kombination von internen und externen Faktoren. Erfahrungen und vorangegangene Forschungen haben gezeigt, dass Barrieresysteme helfen, solche Situationen zu kontrollieren. Dennoch gibt es noch offene Fragen, die wir angehen wollen.

Der Artikel stellt Ergebnisse von Experimenten vor, bei denen ein Korridor von Barrieren vor einem Engpass aufgebaut wurde, der ein typisches Eingangstor darstellt. Wir variierten systematisch die Breite des Korridors, den Grad der Motivation und das Priming der Teilnehmer.

Ziel war es, herauszufinden, inwieweit der zur Verfügung stehende Raum, insbesondere die Breite zwischen den Barrieren, einen Einfluss auf das Verhalten und die Wahrnehmung der Teilnehmer hat. Wann zeigen sie ein Warteverhalten wie in einer Warteschlange, wann beginnen sie zu drängeln und wann beobachten sie unfaires Verhalten?

Auf der Grundlage der aus den Overhead-Videoaufzeichnungen extrahierten Kopftrajektorien analysierten wir physische Maße wie Dichte, Wartezeiten und Durchfluss durch den Engpass.

Zusätzlich wurde eine sozialpsychologische Fragebogenstudie durchgeführt. Dazu mussten alle Teilnehmer direkt nach den Experimenten einen Fragebogen mit Fragen zu ihrer Wahrnehmung und Bewertung der Eingangssituation, z. B. in Bezug auf Fairness und Komfort, ausfüllen.

Es zeigte sich, dass die Breite des Korridors vor dem Eingang, also der verfügbare Platz, die untersuchten Maße und Bewertungen beeinflusst. Weitere Details zu den Ergebnissen der interdisziplinären Arbeit finden Sie in der Veröffentlichung in der Zeitschrift Interface der Royal Society London.